Commedia dell’Arte
Die Commedia dell’Arte ist eine Theaterform, die im Italien des 16. Jahrhunderts entstand und bis ins 18. Jahrhundert hinein weit verbreitet war. Sie gilt als eine der wichtigsten Vorläufer des modernen Theaters und hatte großen Einfluss auf die Entwicklung europäischer Bühnenkunst. Der Begriff „Commedia dell’Arte“ lässt sich übersetzen als „Komödie der Kunst“ oder „professionelles Schauspiel“, was auf die professionellen Schauspielergruppen hinweist, die diese Form des Theaters pflegten.
Ursprünge und Entwicklung
Die Commedia dell’Arte entwickelte sich in einer Zeit, in der das Theater in Europa eine Renaissance erlebte. Italienische Schauspieltruppen zogen von Stadt zu Stadt und führten ihre Stücke auf öffentlichen Plätzen auf. Diese Art des Theaters war stark improvisiert, was bedeutete, dass es keine festen Drehbücher gab. Stattdessen entwickelten die Schauspieler ein Grundgerüst der Handlung, auf dem sie durch spontane Dialoge und Interaktionen aufbauten.
Charaktere und Masken
Eines der markantesten Merkmale der Commedia dell’Arte sind die festgelegten Typencharaktere, die oft durch auffällige Masken und Kostüme gekennzeichnet waren. Diese Charaktere waren Stereotypen, die bestimmte gesellschaftliche Rollen und Persönlichkeiten repräsentierten. Einige der bekanntesten Figuren sind:
- Arlecchino (Harlekin): Ein verschlagener und oft schelmischer Diener, der für seine Akrobatik und seinen bunten Anzug bekannt ist. Arlecchino ist ein Meister der Improvisation und Tricks.
- Pantalone: Ein alter, reicher Kaufmann, oft geizig und verliebt in jüngere Frauen. Pantalone symbolisiert die Habgier und wird oft Opfer von Intrigen und Täuschungen.
- Il Dottore (Der Doktor): Ein prahlerischer Gelehrter oder Arzt, der oft Unsinn redet und dennoch auf sein Wissen stolz ist. Er steht für die akademische Arroganz.
- Colombina: Die kluge und kokette Dienerin, oft die Geliebte von Arlecchino. Sie ist charmant und oft das Zentrum romantischer Verwicklungen.
- Il Capitano (Der Hauptmann): Ein prahlerischer Soldat, der seine Tapferkeit und Heldentaten übertrieben darstellt, in Wirklichkeit aber ein Feigling ist.
Struktur und Improvisation
Obwohl die Commedia dell’Arte keine festen Drehbücher hatte, folgten die Stücke oft wiederkehrenden Handlungsmustern, sogenannten „Canovacci“. Diese Canovacci gaben den groben Verlauf der Geschichte vor, ließen aber viel Raum für spontane Einfälle und Improvisationen der Schauspieler. Diese Improvisationsfähigkeit war eine der größten Herausforderungen und gleichzeitig Stärken der Commedia dell’Arte.
Die Aufführungen waren geprägt von humorvollen, oft derben Dialogen, physischem Theater, Akrobatik und Musik. Die Interaktion mit dem Publikum spielte ebenfalls eine große Rolle, da die Schauspieler oft direkt auf das Publikum reagierten und es in das Geschehen einbezogen.
Einfluss und Vermächtnis
Die Commedia dell’Arte hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die europäische Theatertradition. Elemente dieser Kunstform lassen sich in den Werken berühmter Dramatiker wie Molière, Shakespeare und Carlo Goldoni wiederfinden. Insbesondere die Charaktertypen und die Art der komischen Übertreibung haben in der Theatergeschichte tiefe Spuren hinterlassen.
Auch in der modernen Theaterpädagogik und -praxis wird die Commedia dell’Arte weiterhin gelehrt und aufgeführt, da sie als hervorragende Übung für Improvisation, körperliches Schauspiel und charakterbasierte Komik gilt.
Die Commedia dell’Arte spielt eine bedeutende Rolle in der Ausbildung von Schauspielern und Schauspielerinnen an Schauspielschulen weltweit. Diese historische Theaterform bietet eine Vielzahl von Techniken und Methoden, die für angehende Darsteller von unschätzbarem Wert sind. In der Schauspielschule wird die Commedia dell’Arte nicht nur als historisches Thema behandelt, sondern vor allem als praxisorientiertes Training genutzt, das die Entwicklung wesentlicher schauspielerischer Fähigkeiten fördert.
Improvisation als Kernkompetenz
Eine der Hauptfähigkeiten, die in der Commedia dell’Arte geschult wird, ist die Improvisation. Da die traditionellen Aufführungen dieser Theaterform stark improvisiert waren, müssen Schauspieler lernen, schnell und kreativ auf unerwartete Situationen zu reagieren. In der Ausbildung geht es darum, ein Gefühl für Timing, Spontaneität und den Fluss des Dialogs zu entwickeln. Diese Fähigkeiten sind nicht nur für die Commedia dell’Arte, sondern für alle Bereiche des Theaters und Films von zentraler Bedeutung.
Körperlichkeit und Maskenspiel
Die Commedia dell’Arte ist bekannt für ihren intensiven körperlichen Ausdruck und den Einsatz von Masken. In der Schauspielschule lernen Studierende, ihren Körper als primäres Ausdrucksmittel zu nutzen. Die Figuren der Commedia dell’Arte sind überzeichnete Charaktere, die durch spezifische körperliche Haltungen und Bewegungsmuster dargestellt werden.
Durch das Training mit Masken, die ein zentraler Bestandteil vieler Commedia dell’Arte-Rollen sind, entwickeln Schauspieler ein starkes Bewusstsein für Körpersprache und Mimik. Da die Gesichtsausdrücke durch die Masken verdeckt werden, muss der Körper alle Nuancen des Ausdrucks übernehmen, was eine tiefe Verbindung zwischen physischem Ausdruck und emotionaler Wirkung fördert.
Entwicklung von Charakteren
In der Commedia dell’Arte gibt es eine Reihe von festgelegten Typencharakteren (siehe oben) Diese Rollen bieten den Studierenden die Möglichkeit, sich intensiv mit der Entwicklung und Darstellung von Charakteren auseinanderzusetzen. Anhand dieser archetypischen Figuren lernen sie, wie man klare, wiedererkennbare und gleichzeitig vielschichtige Charaktere erschafft. Dieses Training schult das Verständnis dafür, wie man eine Figur auf der Bühne zum Leben erweckt und wie man diese Figur glaubhaft über längere Zeiträume hinweg aufrechterhält.
Zusammenarbeit und Ensemblearbeit
Die Commedia dell’Arte fördert auch die Zusammenarbeit innerhalb eines Ensembles. Da viele Szenen auf der Interaktion und dem Zusammenspiel der Schauspieler basieren, hierbei können Schauspielstudierende ein starkes Gefühl für Teamarbeit entwickeln, indem sie die Aktionen und Impulse der Schauspielkollegen aufzunehmen und darauf zu reagieren lernen. Dies stärkt nicht nur das Ensemblegefühl, sondern auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die der anderen.
Anwendung in der modernen Schauspielpraxis
Obwohl die Commedia dell’Arte historisch ist, finden ihre Techniken und Ansätze auch in der modernen Schauspielpraxis Anwendung. Elemente wie Improvisation, körperlicher Ausdruck und die Entwicklung markanter Charaktere sind in vielen Theater- und Filmproduktionen von großer Bedeutung. Daher ist die Beschäftigung mit der Commedia dell’Arte in der Schauspielschule eine hervorragende Vorbereitung auf die professionelle Karriere eines Schauspielers.
Akrobatik
Anthroposophie
Artaud
Biomechanik
In Meyerhold´s Biomechanik geht es um eine Kombination von psychologischen und physiologischen Prozessen. Der Schauspieler benutzt besondere Bewegungen und Gesten zur Verdeutlichung seiner Emotionen. Die Biomechanik formt und fördert die körperliche und geistige Wachheit und Fitness über abstrakte, intensiv dynamische Haltungen. Meyerhold meint, dass Emotionen aus physischen Abläufen entstehen. Wenn der Körper sich in bestimmte Positionen begibt, folgen die Gefühle von ganz allein.
Berthold Brecht
Clownerie
Arbeit an Gesetzmäßigkeiten von Komik, Kennenlernen der Zirkusclowns, Erfahrungen mit dem „Eigenen Clown“.
„Die Suche nach dem eigenen Clown ist zuerst die Suche nach der eigenen Lächerlichkeit“
– Jacques Lecoq
Commedia dell' Arte
Erfahrungen mit der „Neutralen Maske“ und mit „Expressiven Masken“ und dazugehöriger spezieller Körperarbeit, Spielen mit Halbmasken, Kennenlernen und Bespielen der Commediafiguren, Kostümierung.
„Die Maske zwingt Dich, Deine Gesten zu vergrößern und zu entwickeln, um die zu spielende Person zu definieren“
– Dario Fo
DAN
Die Michael Tschechov- Methode
Kernbereiche der Technik sind die psychologischen Gebärde, die das Gestalt werden lässt, was eine Figur im Innersten will und wie sie es erreichen möchte; die Atmosphäre, die den Raumaspekt für die schauspielerische Arbeit nutzbar macht, und Imagination und Verkörperung, bei der alle Elemente der Technik im Moment der körperlichen Verwandlung aus einem inneren Bild heraus zusammenfließen.
Dramenanalyse
Epik
Feldenkrais
Grotowski-Training
Grundlagenarbeit
Intensive Körperarbeit, Bewegungsanalysen, Eigen- und Fremdwahrnehmungen, Rhythmusgefühl, Gruppenspiele, wecken und erweitern von Spielfreude etc.
„Unser Weg ist eher eine „via negativa“. Es geht also nicht um Vermittlung von Handwerk, sondern um Abbau von physischen und psychischen Blockaden.“
– Jerzy Grotowski
Gruppendynamik
Erfahren und Durchschauen von Rollen in der Gruppe, von Gruppenstrukturen und Gruppenphasen, Wahrnehmungs- und Verhaltensübungen in der Gruppe, soziometrische Übungen und Interventionsmethoden.
„Die Eigenschaften und Fähigkeiten einer Gruppe sind verschieden von der Summe der Eigenschaften und Fähigkeiten der einzelnen Personen der Gruppe.“
-Kurt Lewin
Improvisation
Spontanitätsentwicklung, Phantasieerweiterung, Regeln und Techniken, erweiterte Körperarbeit, szenische Arbeit, Rollenspiele usw. Improvisation ist Teil der Schauspielausbildung der TheaterAkademieStuttgart.
„Schalte den verneinenden Intellekt aus und heiße das Unbewusste als Freund willkommen.“
-Keith Johnstone
Inszenierungsanalyse
Jeux Dramatiques
Ausdrucksspiel aus dem Erleben, freies Theaterspiel ohne eingeübte Techniken, entdecken und wachrufen schöpferischer Fähigkeiten, spielerisches Miteinander, angstfreies Üben von Rollenspielen…
„Jeux – Spiel – ist einerseits lustbetonte Bewegungsfreude, andererseits die freiwillige Unterordnung unter Spielregeln. “Dramatique“ anstelle von „theatrale“ soll hervorheben, dass wir nicht in erster Linie für Publikum auftreten, sondern zur eigenen Freude und zur persönlichen Entwicklung Theaterspielen wollen.“
-Leon Chancerel
Konstantin Stanislawski
Der Schauspieler soll parallele Situationen aus dem eigenen Erleben finden, um das nicht Erlebte glaubwürdig zu verkörpern und sich dann fragen: Wie würde ich handeln, wenn ich mich in der oder jener Situation befinden würde. Das Verhältnis von „Ich“ und „Rolle“ ist dabei von zentraler Bedeutung. Da es auf der Bühne keine privaten Handlungen gibt, soll sich der Schauspieler mit seinem „künstlerischen Ich“ auf spielerische Weise mit der Rolle verbinden.
Lee Strasberg
Lyrik
Metrik
Poetik
Psychodrama
Schauspiel
Die Schauspielschule bindet neben den traditionellen Fächern der Theaterpädagogik auch Erfahrung am Filmset mit ein.
Sprechkunst
Sprechpädagogik
Sprechen als unmittelbarer zwischenmenschlicher Kontakt ist, wie wissenschaftliche Untersuchungen belegen, in vielen Lebensbereichen auf dem Rückzug. Das gesprochene Wort als einzigartigen Ausdruck der eigenen Individualität zu begreifen, gibt die Sprechpädagogik Hilfestellungen. Atem, Stimme, persönliche Klangfarbe und der sichere Umgang mit den Sprechwerkzeugen verhilft in jeder Lebenslage Menschen jeden Alters zu mehr Selbstvertrauen und sicherem Auftreten. Die Berufsfelder des Sprechpädagogen finden sich darum in Schulen und Kindergärten, in der Wirtschaft für Mitarbeiter-, bzw. Führungstrainees, oder auch in Altersheimen und heilpädagogischen Einrichtungen unter stärker therapeutischen Aspekten. Ein relativ neuer, aber gesellschaftspolitisch immer wichtiger werdender Berufszweig.
Theaterpädagogik
„Theaterpädagogik will auf spielerische Weise Wertvolles zum Blühen und Missstände zum Verschwinden bringen, will also Veränderung und Entwicklung.“
– Felix Rellstab
5 Rhytmen
„Deinen Tanz zu finden heißt Dich selbst zu finden mit Deiner ganzen Kreativität und Beweglichkeit.“
Die 5 Rhythmen umfassen eine einfache Bewegungspraxis, mit dem Ziel, den Tänzer, der in jedem Körper lebt, hervortreten zu lassen, unabhängig von Form, Größe, Alter, Einschränkungen und Tanzerfahrung. Die 5 Rhythmen sind Flowing, Staccato, Chaos, Lyrical und Stillness. Zusammen bilden sie ‚the wave‘ (die Welle), eine Bewegungsmeditation. Dabei geht es nicht darum, bestimmte Schrittfolgen zu tanzen. Jeder Rhythmus ist ein eigenes Energiefeld, durch den der eigene Ausdruck gefunden und gestaltet werden kann. Die Rhythmen sind das Fundament von Gabrielle Roth’s Lehre, einer Reihe von heilenden „Landkarten“ für den Körper, das Herz, den Verstand, die Seele und den Geist.
Theaterkompagnie Stuttgart
Die Theaterkompagnie Stuttgart ist ein professioneller Tourneebetrieb im Verband der Inthega-Theater. Im Ensemble der TKS arbeiten Schüler der Fachschaft Schauspiel mit ihren Dozenten zusammen und erfahren die Arbeitswelt des Theaters an der Seite von erprobten Kollegen. Seit 1998 gastiert die TKS an Stadttheatern und Open-air-Festivals im gesamten deutschsprachigen Raum und in der Schweiz.
Schüler der Fachschaft Theaterpädagogik können durch Assistenzen in den Bereichen Regie, Bühnenbild, Kostüm, oder durch die Mitarbeit im Tourneebetrieb bei Licht- und Tontechnik wichtige Berufserfahrungen sammeln.
Theaterakademie Stuttgart e.V.
Direktion
Lutz Magnus Schäfer
Schulungsräume & Büro
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