Bertolt Brecht
Bertolt Brecht war ein deutscher Dramatiker, Lyriker und Theatermacher, der das Theater des 20. Jahrhunderts maßgeblich prägte. Geboren 1898 in Augsburg, entwickelte er das Konzept des „epischen Theaters“, das sich stark von traditionellen Theaterformen abgrenzt. Brecht wollte das Publikum nicht in eine Illusion der Realität entführen, sondern es zur kritischen Reflexion anregen. Durch die Verwendung von Verfremdungseffekten, bei denen die Zuschauer bewusst aus der Handlung herausgerissen wurden, sollte die kritische Auseinandersetzung mit den dargestellten gesellschaftlichen Themen im Vordergrund stehen.
Brechts Werte
Brecht war ein überzeugter Marxist, und seine Werke spiegeln seine politischen Überzeugungen wider. In seinen Stücken wie Die Dreigroschenoper, Mutter Courage und ihre Kinder oder Leben des Galilei setzte er sich mit sozialen Missständen, Machtstrukturen und dem Einfluss des Kapitalismus auseinander. Als Theatermacher und Regisseur entwickelte Brecht nicht nur neue Inszenierungsansätze, sondern setzte auch einen neuen Maßstab für das Verhältnis zwischen Schauspieler und Publikum.
Brechts Omnipräsenz an der Schauspielschule
Seine Ideen beeinflussten das moderne Theater weltweit und sind heute noch zentrale Bestandteile der Schauspielausbildung und Theaterpraxis. In der Schauspielschule ist Brechts Ansatz besonders wertvoll, da er den Schauspieler dazu anregt, über die bloße Darstellung einer Rolle hinauszugehen und die gesellschaftlichen und politischen Dimensionen eines Stücks zu verstehen und aktiv in die Darstellung einzubringen. Wer Brechts Theaterprinzipien studiert, lernt, das Theater als Plattform für gesellschaftliche Veränderung zu begreifen und zu nutzen.
Warum ist Brecht für Schauspieler so wichtig?
Brechts „Episches Theater“ fordert Schauspieler nicht nur dazu auf, ihre Rollen zu spielen, sondern sich bewusst mit den gesellschaftlichen und politischen Themen auseinanderzusetzen, die in den Stücken thematisiert werden. Dies bedeutet, dass Schauspieler die Stücke nicht nur emotional verkörpern, sondern auch intellektuell und kritisch reflektieren müssen.
Ein zentraler Aspekt von Brechts Theater ist der Verfremdungseffekt, der darauf abzielt, das Publikum aus seiner passiven Haltung zu reißen und es aktiv zur Auseinandersetzung mit dem Stück zu bewegen. Für Schauspieler bedeutet das, dass sie ihre Darstellung nicht „versinken“ lassen sollen, sondern die Künstlichkeit des Theaters bewusst machen müssen. Dies erfordert eine hohe technische Fertigkeit und ein klares Bewusstsein der eigenen Rolle und der Wirkung auf das Publikum. Schauspieler müssen sich ihrer selbst und der sozialen, politischen Dimension ihrer Darstellung bewusst sein, was eine tiefere Verbindung zur Rolle und zum Stück ermöglicht.
Durch diese Herangehensweise wird das Theater zu einem Mittel der kritischen Auseinandersetzung. Schauspieler lernen, Theater nicht nur als Unterhaltung, sondern als Plattform für Veränderung und Reflexion zu begreifen. In einer Schauspielausbildung ist Brecht daher unverzichtbar, weil seine Methoden Schauspieler zu aktiven und reflektierten Künstlern machen, die das Publikum nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken und Handeln anregen. Brecht lehrt, dass Theater eine gesellschaftliche Verantwortung hat und die Schauspielkunst mehr ist als das bloße Wiedergeben von Texten – sie ist ein kraftvolles Instrument zur Bewusstseinsbildung und Veränderung.
Was kann der Schauspieler von Brecht lernen?
Von Bertolt Brecht kann man als Schauspieler vieles lernen, vor allem in Bezug auf die bewusste und reflektierte Darstellung von Rollen, die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und die Techniken des epischen Theaters.
Einige zentrale Lektionen, die Brechts Theaterpraxis für Schauspieler bietet sind:
- Verfremdungseffekt und Distanz: Brecht lehrte, dass Schauspieler ihre Rollen nicht mit voller emotionaler Identifikation spielen sollten, wie es im klassischen Theater oft der Fall ist. Stattdessen sollten sie eine gewisse Distanz zur Figur wahren, um das Publikum daran zu hindern, sich vollständig in die Handlung zu vertiefen. Dies wird durch verschiedene Techniken erreicht, wie das direkte Ansprechen des Publikums oder das bewusste Brechen der vierten Wand. Ein Schauspieler lernt, sich nicht in seiner Rolle zu verlieren, sondern bewusst zu vermitteln, dass er oder sie „nur“ die Rolle spielt, was eine tiefere kritische Reflexion beim Publikum anregt.
- Politische und gesellschaftliche Verantwortung: Brecht sah das Theater als politisches Werkzeug. Als Schauspieler lernt man, wie wichtig es ist, sich mit den Themen des Stücks auseinanderzusetzen und die gesellschaftliche Relevanz der dargestellten Geschichten zu verstehen. Dies fordert von Schauspielern nicht nur künstlerisches Können, sondern auch eine Haltung und das Bewusstsein für die Auswirkungen ihrer Darstellungen auf das Publikum. Das Ziel ist es, Zuschauer zum Nachdenken über soziale Missstände, Machtstrukturen oder politische Probleme zu bewegen.
- Bewusstsein für die eigene Wirkung: Brecht verlangte von seinen Schauspielern, dass sie sich der Wirkung ihrer Darstellungen auf das Publikum stets bewusst sind. Anstatt in die Rolle einzutauchen und sich von ihr „einnehmen“ zu lassen, sollten Schauspieler ihre Darstellung aktiv gestalten und das Publikum in eine reflektierte Haltung versetzen. Dies bedeutet, dass Schauspieler selbstreflektiert sein müssen, ihre eigenen Handlungen und die Wirkung dieser auf die Zuschauer zu hinterfragen.
- Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit der Rollen: Brecht arbeitete oft mit mehrdimensionalen Figuren, die nicht nur in einfachen „gut“ oder „böse“ Kategorien einzuordnen waren. Für Schauspieler bedeutet dies, dass sie lernen, ihre Figuren nicht nur aus einer Perspektive zu betrachten, sondern verschiedene Facetten einer Rolle zu zeigen. Diese Vielschichtigkeit fordert die Schauspieler heraus, ihre Figuren aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu verstehen und zu spielen.
- Kreativität in der Inszenierung: Brecht arbeitete oft mit ungewöhnlichen Inszenierungstechniken und ermutigte Schauspieler, kreativ und innovativ zu sein. Schauspieler lernen bei Brecht, nicht nur nach den traditionellen Theaterregeln zu spielen, sondern sich auf neue, überraschende und kreative Interpretationen und Ausdrucksformen einzulassen. Dies fordert Flexibilität und Improvisationstalent und fördert die Entwicklung einer eigenen künstlerischen Stimme.
- Kritisches Denken und Analyse: Brecht wollte, dass Schauspieler sich tief mit den inhaltlichen und politischen Dimensionen eines Stücks auseinandersetzen. Schauspieler müssen lernen, Texte nicht nur auswendig zu lernen und auszuführen, sondern die zugrunde liegenden Themen, Motivationen und gesellschaftlichen Botschaften zu verstehen und zu hinterfragen. Dies fordert ein hohes Maß an intellektuellem Engagement und eine tiefe Auseinandersetzung mit den Inhalten.
Schauspieler können von Brecht lernen, wie man Theater als ein Werkzeug der gesellschaftlichen Reflexion und Veränderung nutzt. Sie entwickeln ein höheres Bewusstsein für ihre eigene Rolle als künstlerische Verantwortungsträger und erlangen die Fähigkeit, Theater nicht nur als Unterhaltungsform, sondern als Plattform für kritische Auseinandersetzung und politisches Bewusstsein zu begreifen.
Akrobatik
Anthroposophie
Artaud
Biomechanik
In Meyerhold´s Biomechanik geht es um eine Kombination von psychologischen und physiologischen Prozessen. Der Schauspieler benutzt besondere Bewegungen und Gesten zur Verdeutlichung seiner Emotionen. Die Biomechanik formt und fördert die körperliche und geistige Wachheit und Fitness über abstrakte, intensiv dynamische Haltungen. Meyerhold meint, dass Emotionen aus physischen Abläufen entstehen. Wenn der Körper sich in bestimmte Positionen begibt, folgen die Gefühle von ganz allein.
Bertolt Brecht
Der Darsteller soll sich nicht in die Rolle hineinversetzen, sondern sie und ihre Handlungen zeigen und diese gleichzeitig bewerten, dies verlangt vom Schauspieler eine ständige Reflexion seiner Rolle. Nicht die Identifikation, sondern das Bewusstsein und Beobachten der Umgebung (sowohl im Stück als auch der Gesellschaft) sind zentrale Aspekte dieses Ansatzes. Eine wesentliche Methode ist dabei die Verfremdung, die eine Handlung durch unterbrechende Kommentare oder Lieder so modifiziert, dass sowohl der Zuschauer als auch der Darsteller eine Distanz zum Stück aufbauen kann.
Clownerie
Arbeit an Gesetzmäßigkeiten von Komik, Kennenlernen der Zirkusclowns, Erfahrungen mit dem „Eigenen Clown“.
„Die Suche nach dem eigenen Clown ist zuerst die Suche nach der eigenen Lächerlichkeit“
– Jacques Lecoq
Commedia dell' Arte
Erfahrungen mit der „Neutralen Maske“ und mit „Expressiven Masken“ und dazugehöriger spezieller Körperarbeit, Spielen mit Halbmasken, Kennenlernen und Bespielen der Commediafiguren, Kostümierung.
„Die Maske zwingt Dich, Deine Gesten zu vergrößern und zu entwickeln, um die zu spielende Person zu definieren“
– Dario Fo
DAN
Die Michael Tschechov- Methode
Kernbereiche der Technik sind die psychologischen Gebärde, die das Gestalt werden lässt, was eine Figur im Innersten will und wie sie es erreichen möchte; die Atmosphäre, die den Raumaspekt für die schauspielerische Arbeit nutzbar macht, und Imagination und Verkörperung, bei der alle Elemente der Technik im Moment der körperlichen Verwandlung aus einem inneren Bild heraus zusammenfließen.
Dramenanalyse
Epik
Feldenkrais
Grotowski-Training
Grundlagenarbeit
Intensive Körperarbeit, Bewegungsanalysen, Eigen- und Fremdwahrnehmungen, Rhythmusgefühl, Gruppenspiele, wecken und erweitern von Spielfreude etc.
„Unser Weg ist eher eine „via negativa“. Es geht also nicht um Vermittlung von Handwerk, sondern um Abbau von physischen und psychischen Blockaden.“
– Jerzy Grotowski
Gruppendynamik
Erfahren und Durchschauen von Rollen in der Gruppe, von Gruppenstrukturen und Gruppenphasen, Wahrnehmungs- und Verhaltensübungen in der Gruppe, soziometrische Übungen und Interventionsmethoden.
„Die Eigenschaften und Fähigkeiten einer Gruppe sind verschieden von der Summe der Eigenschaften und Fähigkeiten der einzelnen Personen der Gruppe.“
-Kurt Lewin
Improvisation
Spontanitätsentwicklung, Phantasieerweiterung, Regeln und Techniken, erweiterte Körperarbeit, szenische Arbeit, Rollenspiele usw. Improvisation ist Teil der Schauspielausbildung der TheaterAkademieStuttgart.
„Schalte den verneinenden Intellekt aus und heiße das Unbewusste als Freund willkommen.“
-Keith Johnstone
Inszenierungsanalyse
Jeux Dramatiques
Ausdrucksspiel aus dem Erleben, freies Theaterspiel ohne eingeübte Techniken, entdecken und wachrufen schöpferischer Fähigkeiten, spielerisches Miteinander, angstfreies Üben von Rollenspielen…
„Jeux – Spiel – ist einerseits lustbetonte Bewegungsfreude, andererseits die freiwillige Unterordnung unter Spielregeln. “Dramatique“ anstelle von „theatrale“ soll hervorheben, dass wir nicht in erster Linie für Publikum auftreten, sondern zur eigenen Freude und zur persönlichen Entwicklung Theaterspielen wollen.“
-Leon Chancerel
Konstantin Stanislawski
Der Schauspieler soll parallele Situationen aus dem eigenen Erleben finden, um das nicht Erlebte glaubwürdig zu verkörpern und sich dann fragen: Wie würde ich handeln, wenn ich mich in der oder jener Situation befinden würde. Das Verhältnis von „Ich“ und „Rolle“ ist dabei von zentraler Bedeutung. Da es auf der Bühne keine privaten Handlungen gibt, soll sich der Schauspieler mit seinem „künstlerischen Ich“ auf spielerische Weise mit der Rolle verbinden.
Lee Strasberg
Lyrik
Metrik
Poetik
Psychodrama
Schauspiel
Die Schauspielschule bindet neben den traditionellen Fächern der Theaterpädagogik auch Erfahrung am Filmset mit ein.
Sprechkunst
Sprechpädagogik
Sprechen als unmittelbarer zwischenmenschlicher Kontakt ist, wie wissenschaftliche Untersuchungen belegen, in vielen Lebensbereichen auf dem Rückzug. Das gesprochene Wort als einzigartigen Ausdruck der eigenen Individualität zu begreifen, gibt die Sprechpädagogik Hilfestellungen. Atem, Stimme, persönliche Klangfarbe und der sichere Umgang mit den Sprechwerkzeugen verhilft in jeder Lebenslage Menschen jeden Alters zu mehr Selbstvertrauen und sicherem Auftreten. Die Berufsfelder des Sprechpädagogen finden sich darum in Schulen und Kindergärten, in der Wirtschaft für Mitarbeiter-, bzw. Führungstrainees, oder auch in Altersheimen und heilpädagogischen Einrichtungen unter stärker therapeutischen Aspekten. Ein relativ neuer, aber gesellschaftspolitisch immer wichtiger werdender Berufszweig.
Theaterpädagogik
„Theaterpädagogik will auf spielerische Weise Wertvolles zum Blühen und Missstände zum Verschwinden bringen, will also Veränderung und Entwicklung.“
– Felix Rellstab
5 Rhytmen
„Deinen Tanz zu finden heißt Dich selbst zu finden mit Deiner ganzen Kreativität und Beweglichkeit.“
Die 5 Rhythmen umfassen eine einfache Bewegungspraxis, mit dem Ziel, den Tänzer, der in jedem Körper lebt, hervortreten zu lassen, unabhängig von Form, Größe, Alter, Einschränkungen und Tanzerfahrung. Die 5 Rhythmen sind Flowing, Staccato, Chaos, Lyrical und Stillness. Zusammen bilden sie ‚the wave‘ (die Welle), eine Bewegungsmeditation. Dabei geht es nicht darum, bestimmte Schrittfolgen zu tanzen. Jeder Rhythmus ist ein eigenes Energiefeld, durch den der eigene Ausdruck gefunden und gestaltet werden kann. Die Rhythmen sind das Fundament von Gabrielle Roth’s Lehre, einer Reihe von heilenden „Landkarten“ für den Körper, das Herz, den Verstand, die Seele und den Geist.
Theaterkompagnie Stuttgart
Die Theaterkompagnie Stuttgart ist ein professioneller Tourneebetrieb im Verband der Inthega-Theater. Im Ensemble der TKS arbeiten Schüler der Fachschaft Schauspiel mit ihren Dozenten zusammen und erfahren die Arbeitswelt des Theaters an der Seite von erprobten Kollegen. Seit 1998 gastiert die TKS an Stadttheatern und Open-air-Festivals im gesamten deutschsprachigen Raum und in der Schweiz.
Schüler der Fachschaft Theaterpädagogik können durch Assistenzen in den Bereichen Regie, Bühnenbild, Kostüm, oder durch die Mitarbeit im Tourneebetrieb bei Licht- und Tontechnik wichtige Berufserfahrungen sammeln.
Theaterakademie Stuttgart e.V.
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Lutz Magnus Schäfer
Schulungsräume & Büro
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